Sonntag, 27. Dezember 2009

und plötzlich war ich wieder wach...


mir kommt vor, als wäre ich noch immer auf meiner reise. nur dass das land, in dem ich jetzt bin, nicht ganz in die reihe von ländern passt, die ich zuvor besucht habe. es ist ziemlich kalt, ich bin 12 stunden geflogen und nicht im bus gesessen und ich verstehe plötzlich die meisten menschen auf der strasse, zumindest verbal. außerdem bietet die hiesige tastatur umlaute, von denen ich noch nicht wirklich gebrauch machen will. die drei monate haben nicht nur die tastenbelegung in meinem hirn geändert, sondern auch etwas tiefgreifender meinen kopf ummodelliert.

ich sitze jetzt hier bei meinem letzten eintrag des reiseblogs, was einerseits für mich und meinen magen eine unglaublich erholsame pause von dem weihnachts-essens-wahnsinn ist und andererseits der offizielle abschluss meiner berichterstattung ist. die magenbänder sind bis an die grenzen ihrer dehnbarkeit mit vanille kipferl und anderen leckereien ausgedehnt, der körper produziert auf hochtouren magensaft und insulin (diabetes, ich komme) und ich versuche mit dem blut, dass gerade nicht für die verdauung abkommandiert ist, einen würdigen abschluss zu finden.

seit montag habe ich zum beispiel einen neuen freund gefunden, mr. jetlag besucht mich regelmäßig am frühen abend und er hält mich deshalb ab, mich mit anderen zu treffen oder einfach einen normalen schlafrhythmus zu entwickeln. vor allem die ersten tage waren ziemlich von der müdigkeit geprägt, da ich es nicht  wirklich geschafft habe, im flugzeug zu schlafen. ich habe treffen mit freunden verschlafen und bin beim telefonieren oder der bescherung bei meiner oma eingeschlafen. ich merke aber, ich befinde mich am aufsteigenden ast befinde und glaube ganz fest daran, dass ich es zu silvester schaffe, zumindest bis mitternacht wachzubleiben.

ereignismässig hat sich ja seit dem letzten eintrag auch etliches getan, nicht nur die rückkehr aus bangkok, bei der ich von meinen eltern und julia empfangen worden bin. da ich mit kurzer hose in das flugzeug in thailand gestiegen bin und dann nicht damit gerechnet habe, dass wir nicht direkt an den terminal andocken, habe ich die wunderbare kälte (vollkommen ernst gemeint!) gleich so richtig fühlen dürfen. interessant war für mich dann folgendes:
wir gehen die stiegen vom ausgang des flugzeugs zum bus, der uns zum terminal bringt hinunter, da der erste bus schon mit passagieren voll ist, müssen wir für geschätzte 150 sekunden warten, bis der andere bus bereit steht. die zwei österreichischen pärchen nutzen diese zeit sinnvoll, sich über die schlechte organisation ("sogor bei de nega geht ma direkt in terminal eine") und die politik ("de trottln schmeissn unsa göd fia des[skylink] ausse und donn des") aufzuregen. ich kann mir nicht vorstellen, warum man seine energie zum beschweren über solche ereignisse aufwendet, vor allem wenn ich gerade aus dem urlaub zurück komme.

da kann ich jetzt meine errungenschaft nummer eins ansprechen, diese stimme in meinem kopf, die sich nun wesentlich lauter als noch vor dem urlaub zu wort meldet, wenn ich mich aufrege, ärgere oder ungerecht behandelt fühle. sie mahnt dann zur vernunft, zum durchatmen und nachdenken, ob die situation wirklich all den wirbel wert ist. die sturheit und die realitätsverzerrung durch das ego sind es, die mich zu oft zum überreagieren veranlassen. natürlich hör oder will ich sie nicht immer hören, aber jedes in ruhe gelöste problem kommt einen erfolg gleich, der eine beispielwirkung für den nächsten konflikt hat. danke reise, durch dich hab ich nicht nur gesehen sondern auch erleben können, dass meine lappalien mit wirklichen problemen wenig gemeinsam haben. das schwierige an der ganzen sache ist, dass es mindestens so viele realitäten und wahrheiten gibt, wie menschen auf diesem planeten herumirren und je grösser die differenz zwischen den ansichten, desto mehr muss ich mich darauf konzentrieren, die meinung des anderen nicht sofort zu verteufeln, sie als "falsch" hinzustellen und ihn persönlich deswegen (verbal) anzugreifen. weil was ich als schön empfinde, kann für einen anderen hässlich sein.

seit montag treffe ich viele leute, die sich tatsächlich oder zumindest vorgeben, über meine rückkehr zu freuen. vor allem in rohrbach hätte ich nicht damit gerechnet, dass es so viele gibt, die sich für meine erlebnisse interessieren. dass ich viele fragen zu meiner reise gestellt bekommen, habe ich erwartet, aber dass die dichte der ereignisse nahtlos an den asienaufenthalt anschliesst, konnte ich nicht ahnen. dienstag kam von einer freundin ein anruf, dass in bei ihrer arbeitsstelle ein job als physiotherapeut zu vergeben ist und am nächsten tag unterschreibe ich meinen ersten dienstvertrag. wie bei der reise ergeben sich auch im wirklichen leben genügend chancen, manche sind offensichtlicher (wie diese hier), manche kann man nicht sofort erkennen.

wenn man von leuten öfters gefragt wird, ob man keine angst hat, wenn man alleine unterwegs ist, beginnt man wirklich die risiken der unternehmung zu hinterfragen. das reisen hat im allgemeinen deutlich an abenteuercharakter die letzten jahrzehnte eingebüsst, die gegenden der länder die ich besuchte habe, sind wirklich gut für touristen zugänglich. trotzdem kann immer etwas passieren (alles ist vergänglich, eine lehre aus meinem meditations-schnellsiederkurs), doch das mögliche negative wird von den positiven erfahrungen und erlebnissen bei weiten aufgewogen. für mich war diese reise sehr ähnlich meinem ersten rückwärtssalto vom dreimeterbrett. ich habe mich ewig zum ersten versuch überwinden müssen, vor allem weil man nicht sieht, was hinter einem ist und wo man genau hinspringt hat mich verunsichert. aber dann sieht man, wie andere dabei spass haben, macht sich gedanken über die durchführung eines solchen sprungs, bekommt tipps von freunden und sieht wie es gemacht wird. mit all dem theoretischen wissen und der nötigen portion mut setzt man es dann in die praxis um und springt ab...

es kann natürlich passieren, dass man auf dem rücken oder auf dem bauch landet und man sich weh tut. einerseits vergehen diese schmerzen meistens bald, andererseits ist der spass den man hat, wenn man durch die luft fliegt, die freude, wenn man es geschafft hat und der adrenalinschub dieses risiko wert. wichtig war bei beiden "salti", nicht zu verkrampft und ängstlich abzuspringen, sondern sich locker fallen zu lassen. man kann natürlich vieles bekritteln und sagen, dass man es deutlich besser machen kann. aber das wird es auf alle fälle werden, wenn man es öfters versucht. danke reise, dass du zeigst, dass man ganz einfach mutig sein kann und keine zeit an die möglichen probleme oder versäumnisse verschwenden soll, sondern einfach den moment geniessen soll.

und genau an diesem punkt habe ich, wie wahrscheinlich viele menschen, immer wieder probleme gehabt. man lebt gerne in der zukunft, nimmt sich viel vor und sagt sich, dass DANN alles anders wird. wenn man sich nicht geistig in der zukunft befindet, drehen sich die gedanken allzu oft um die vergangenheit, wo man vergebenen möglichkeiten nachtrauert und fehler bereut. das einzige, was von mir wirklich gestaltet und verändert werden kann, das flüchtige JETZT, vergisst man zu gern. die eigene trägheit oder die gedanken über mögliche konsequenzen sind hauptgründe, warum man die chancen an einem vorüberziehen lässt.


wenn man unterwegs ist, ist man gezwungen, täglich den ersten schritt zu machen und sich auf die derzeitige situation einzulassen, um von dem land, den leuten etwas mitzubekommen. darum sind viele menschen während ihres urlaubs unglaublich glücklich, verspüren eine ungeahnte leichtigkeit und sind zuhause wieder mit dem träumen vom nächsten urlaub beschäftigt. es ist schwieriger, die schönheit im alltag zu erkennen oder genauso gerne dem beruf wie dem schwimmen im meer nachzugehen. sollte das zumindest teilweise gelingen, ist das eine unglaubliche bereicherung des wohlbefindens. ich durfte einen osteopathen bei einem workshop in der schule kennengelernen, der seinen beruf unglaublich gerne ausübt und gemeint hat, dass er, obwohl er fast unentwegt arbeitet, 365 tage im jahr urlaub hat. absolut erstrebenswert!


und somit endet meine reise in der blogwelt eine woche später und sage danke an alle, die mich auf dieser reise unterstützt, ermutigt und auf dem laufenden gehalten haben. zur illustration habe ich einige meiner lieblingsbilder verwendet, die mir mein liebsten reiseutensil, der kamera, ermöglicht hat. sie ist mir ans herz gewachsen, wir haben uns immer besser verstanden und hat mich auf der reise total definiert und geprägt.

schliessen möchte ich mit einem zitat, dass ich nach dem ersten monat meiner reise per mail von meinem papa bekommen habe. jede einzelne zeile kann ich nach diesen 82 tagen unterschreiben und hoffe/wünsche mir, dass ich vielleicht den einen oder anderen dazu angeregt habe, wilhelm buschs aufforderung folge zu leisten!
"Viel zu spaet begreifen viele die versaeumten Lebensziele:
Freude, Schoenheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise.
Hoechste Zeit ist's: Reise, reise!"
Wilhelm Busch (1832 - 1908)


Samstag, 19. Dezember 2009

wieder mal zurueck zum start...




hier bin ich wieder, bangkok. eine woche nach dem letzten post aus siem reap komme ich an meiner letzten station an, die damals am beginn meiner reise auch die erste war. da ich den ganzen tag vorgestern im bus verbracht habe, um noch ein letztes mal die granze nach thailand zu ueberschreiten, hatte ich viel zeit, meine gedanken schon etwas auf zuhause einzustellen. ich habe versucht, mich an die namen und geburtstage der familienmitglieder zu erinnern, die anzahl der kerzen am adventkranz (ich habe jetzt echt ueberlegen muessen, wie das wort dafuer heisst. zuerst ist mir christ-kranz und dann weihnachtskranz eingefallen) im geist nachgezaehlt und die bundeslaender wiederholt.

wenn der kopf permantent mit neuen eindruecken angefuellt wird, werden die alten irgendwo in eine verstaubte hirnwindung geschoben. und darum stellt sich seit einigen tagen ein aehnliches aufgeregtes gefuehl, das ich ende september vor dem abflug nach asien hatte, ein. jetzt natuerlich in die andere richtung versteht sich, es zeigt direkt nach oesterreich, wo sich womoeglich auch einiges geaendert hat. wie ich gelesen habe, bringe ich rechtzeitig fuer weihnachten etwas von der tropischen hitze hier mit und die wettervorhersage fuer die weihnachtstage klingt alles andere als winterlich (plus 8 grad celcius? was soll denn das). aber ueber das oesterreichische wetter brauchen wir uns eh keine gedanken machen, keiner kann sagen, wie es genau wird, am aller wenigsten wohl die metrologen.

die letzten tage wollte ich ja eigentlich zum kroenenden abschuss noch einen thailaendischen strand verbringen, in der sonne braten und einfach faul sein. es gibt relativ guenstige busverbindungen von siem reap zu den inseln sued-oestlich von bangkok und fuer eine wollte ich mich entscheiden. tatsaechlich war ich von kambodscha viel zu sehr begeistert, um es schon zu verlassen und ausserdem hat sich bei der fahrt von phnom penh nach siem reap eine wunderbare moeglichkeit aufgetan, die ich einfach nicht ausschlagen konnte. viel sonne, sand und gute laune gibt es naemlich auch in kambodscha. die nette person, die ich kennengelernt habe, heisst dy luch, er arbeitet bei einer kleinen feinen ngo (Hands 4 Humanity) und hat vom ersten moment, wo ich ihn auf sein t-shirt angesprochen habe, einen unglaublich herzlichen eindruck gemacht. und so kommt es dann, dass ich ganz unkompliziert zwei tage bei einem projekt nahe siem reap mitarbeiten kann. da ich ueber die jahre etwas erfahrung auf baustellen sammeln durfte, war ich fuer arbeiten zum errichten einer schule halbwegs qualifiziert. angangs scheiterte es noch am wasser aus dem brunnen holen (wirklich tricky mit diesem kuebel), schlussendlich habe ich mich als halbwegs faehiger arbeiter erwiesen. das schwitzen auf der baustelle habe ich ja nicht nur aus altruistischer intention ertragen, ich wollte abseits von angkor und der touristischen stadt kambodscha, die probleme und die menschen naeher sehen und dabei auch etliche fotos machen. und diese hoffnung, zu solchen erfahrungen zu kommen, haben sich total erfuellt. dass die existierende schule gleich nebenan ist und somit unzaehlige kinder zum helfen, spielen und fotografieren da sind, war reiner und gluecklicher zufall.















am abend, bevor theresia zurueck nach oesterreich (und mir weiterhin dankeswerter weise ihre wohnung zur verfuegung gestellt hat) zurueckgeflogen ist, habe ich pari kennengelernt, die ein ehemaliges tempelmaedchen ist. auf meine fragen hat sie ganz offen geantwortet, ueber das leben als verkaeuferin, den verdienst und die probleme bezueglich schule. sie hat gemeint, dass es einige kinder gibt, die einen "sponsor" fuer ihre ausbildung finden, der die kosten fuer die schule (50 us-$) uebernimmt und dieses geld aber direkt an den lehrer uebermittelt.
eine andere gute moeglichkeit, etwas von herzen zu geben, habe ich in theresias arbeitsstelle gefunden. das angkor hospital for children sucht naemlich immer blutspender aller blutgruppen. jaehrlich finden sich knappe 900 spender, die sich 350 ml an blut, dass hier immer mangelware ist, abzapfen lassen. und diese art, sich bei kambodscha fuer seine freundlichen kinder zu bedanken, koennte sich jeder tourist (da natuerlich kostenlos) leisten.











freitag bin ich dann zurueck nach bangkok, die fahrt, die laut reisebuero 7 und in wirklichkeit 12 stunden dauerte, war wegen wieder mal nicht intakter lueftung nicht das grosse vergnuegen. trotzdem war die freude gross, apple wiederzusehen, von meinen erlebnissen zu erzaehlen und dann hundsmued in bett zu fallen. gestern bin ich nach dem fruehstueck down town, mich im mbk an fotozubehoer zu ergoetzen. beim verlassen komme ich in eine art comic convention, die vor dem riesigen einkaufszentrum stattfindet. unzaehlige verkleidete thais und mindestens genauso viele hobbyfotografen machten den platz davor zum catwalk und fotostudio. beim ergebnis vergleich der bilder war ich von jak's fotos total begeistert, er hat mir dann 3 stunden lang gezeigt, wie er bilder macht und worauf man beim abdruecken schauen soll. er hat die "modells" positioniert, ihnen auftraege gegeben und mir genuegend zeit zum fotografieren eingeraeumt. mit den resultaten war nicht nur ich zufrieden, fuer die erfahrungen und das erworbene wissen bin ich ihm unglaublich dankbar. wer sich von seinen faehigkeiten ueberzeugen will, kann einen blick auf seine seite wagen.

















und ich bin in meiner erzaehlung schon am letzten, vor mir liegenden tag angekommen. ich werde gegen mittag samt sack und pack in die stadt fahren, die wirklich letzten souveniers kaufen und einen gemuetlichen tag dort verbringen. apple ist leider verhindert, die zeit laesst sich in bangkok aber gluecklicher weise relativ leicht vertreiben. gegen mitternacht werde ich am flughafen sein und gegen 3 einen wettlauf mit der sonne starten. sie wird deutlich vor mit in oesterreich ankommen, ich hingegen brauche bis 9 uhr ortszeit. bei diesen worten wird mir schwindlig, es ist kaum zu fassen, dass der tag meiner rueckkehr schon morgen ist. beim reisen war man nicht nur oertlich sondern auch im kopf so weit weg von zuhause, das hirn hat mit dem verarbeiten des erlebten genug arbeit gehabt. ich freue mich auf alles, was mich in naher und ferner zukunft in oesterreich erwartet, vieles von dem ist auch dort neuland. und meine erfahrungen von dieser reise werden mich zum glueck dabei begleiten.

Samstag, 12. Dezember 2009

ich entreisse china den titel "land des laechelns"...



... und verleihe ihn hiermit kambodscha. seit ich hier bin produziert mein koerper auf hochtouren endorphine und ich verbrenne durch radfahren und laecheln mehr kalorieren, als in vietnam und laos zusammen. seit meiner ankunft habe ich mich hier wohlgefuehlt und war vor allem von der unglaublichen freundlichkeit begeistert. als tourist bist du natuerlich in einem land, dass im spiegel-ranking auf platz 130 bei 175 herangezogenen staaten aufscheint, ein gern gesehener gast. und wenn leute mit mehr dollar in dem geldboersl reisen, als ein einwohner im jahr dort verdient, ist die freundlichkeit und/oder konsequenz der verkaeufer oft entscheidend, ob sie einen teil davon abbekommen. ein anderer weg ist die prostitution (wobei extrem viele kinder davon betroffen sind), die hier zum ganz alltaeglichen bild am abend gehoert.









meine dreitaegige tempel rally habe ich vor gerade 2 stunden abgeschlossen. dabei habe ich unzaehlige stunden auf dem rad verbracht, nebenbei rennen mit alten maennern, jungen buben und tuc tucs gefahren, rekorde im laengsten freihaendig fahren in angkor aufgestellt und mir gusto auf das mountainbiken zuhause geholt. ich habe mit den tempelkindern (maedls und buben, die in den tempel fuer einen hungerlohn souveniers an touristen verkaufen) gegaberlt und abschiessen gespielt, war und bin von derem schicksal betroffen und dadurch sind wieder millionen gedanken zum thema tourismus und armut hochgekommen. eine problematik, die mir total am herzen liegt, die ich aber irgendwo wissenschaftlich aufgearbeitet noch nachlesen muss, da mein gedankenmodell wie ein jenga-turm wackelt und ich dann wieder am anfang stehe.





natuerlich ist das nicht das einzige, was mir hier durch den kopf geht. schon wie ich in phnom penh am 7. dezember angekommen bin, war mir klar, dass die erfahrungen eines menschens ueberhaupt nicht den eines anderen entsprechen muessen, auch wenn man sich recht aehnlich ist. jr hat mir damals in laos von kambodscha zwar nicht abgeraten, es aber als flachen schwamm mit vielen mosquitos ins abseits gestellt. und dann mache ich meine erlebnisse und sehe es ganz anders... wieder mal ein beweis, dass es besser sein kann, einen fehler zu riskieren, dann aber aus ihm zu lernen als blind auf die meinung eines anderen zu vertrauen und dann unglaubliches zu verpassen.
alles, was ich brauch', hab ich hier bei mir,
ich wuensch' mir nur, dass ich die unbefangenheit niemals verlier'
und wenn ich fehler mach', mach' ich sie gern,
weil ich draus lern' .
Tagtraum, Tellerrand 








die hauptstadt kambodschas (wie heisst das adjektiv: kambodschanisch?) liegt am tonle sap und biete wie jede suedostasiatische stadt jede menge traditionelle bauwerke wie tempeln, einen riesigen palast und denkmaeler. mein appetit darauf ist sicher fuer die naechsten jahrzehnte gesaettigt, dafuer war ein besuch auf den killing fields und dem tuol-sleng-genozid-museum (eher als s-21 bekannt) wie ein schlag in die magengrube, ein zeugnis unglaublichen wahnsinns und terrors, um pol pots vision einer egalitaeren kommunisitschen gesellschaft umzusetzen (buchtipp: first they killed my father). um die zwei millionen khmer kamen unter seiner herrschaft zu tode, vor allem intellektuelle und regimekritiker. unter diesen schnitt in der gesellschaft, der vor gerade mal 30 jahren durch die untaetigkeit der weltoeffentlichkeit stattfand ("terrorstaaten", die in besitz von oel sind, werden unter falschen vorwaenden von der weltpolizei usa angegriffen und solchem wahnsinn stehen sie untaetig gegenueber), leidet diese land klarerweise noch immer.
man muss nicht auf einen anderen kontinent, um mahnmale solchens wahnsinns zu sehen, nicht einmal 200 kilometer von wien ist mauthausen, eine vergleichbar grausame einrichtung aus dem anderen ideologischen extrem. mir hat damals schon der kz-besuch einen schauer ueber den ruecken laufen lassen, wut, unverstaendnis und unglaubliche trauer hervorgerufen, es war dieses mal nicht anders.







nach zwei tagen in phnom penh bin ich dann nach siem reap uebersiedelt, bei der busfahrt habe ich mir mit meinem spielkameraden, ein 2-jaehriger khmer junge und seinem spielzeugauto die zeit vertrieben und habe bei theresia ein wunderschoenes plaetzchen gefunden. sie ist eine physiotherapeutin aus speising, die ich beim praktikum kennen gelernt habe und derzeit im angkor hospital for children fuer einige monate arbeitet. wenn ich die wohnung nicht gerade unter wasser setze, ist sie ein zentraler und gemuetlicher platz mit einer mehr als wunderbaren gastgeberin. ich waere ja mit ihrer person schon mehr als gluecklich, zusaetzlich habe ich ueber sie eine menge leute, die hauptsaechlich in ngo's arbeiten, kennengelernt. so besteht der tag fuer mich am ersten tag aus stadt-, an den folgenden aus angkor besuchen, am abend wird gemeinsam gegessen und fortgegangen.







bis jetzt waren die tempelanlagen von angkor im norden von siem reap die alleinige hauptbeschaeftigung, der befuerchtete overload ist nicht eingetreten. ich habe mit dem radfahren und dem erkunden dieser anlage zum einen meine sportlichen als auch die historisch-archiologisch-indiana jones'schen beduerfnisse decken koennen und bis heute sehr viel spass dabei gehabt, wobei die tempelkinder, vor allem die des banteay kdei, einen sehr grossen anteil daran gehabt haben.







genauere erklaerungen erspar ich mir aus faulheit und platzgruenden, sollte wirklich interesse daran bestehen, kann ich dann zuhause mit dem einem oder andern foto aufwarten. zu erwaehnen sind auch die affen des grauens, die auf dem weg zum tempel am strassenrad sitzen, lieb schauen und dann die karte stehlen, um sie dann wahrscheinlich fuer ihren verrueckten plan, die herrschaft ueber angkor an sich zu reissen, verwenden.




 










der mensch lebt ja nicht nur von dragonfruit (manche tage halt schon) und tempeln allein, abwechslung ist im alltag, kulinarisch aber natuerlich erst recht generell, wichtig.
ich habe an meinem ersten angkortag zwei moenche kennengelernt, die mich zum englisch ueben und hoffentlich auch etwas aus interesse am naechsten tag in ihren tempel eingeladen haben. ihre erzaehlungen ueber ihren alltag (4 uhr aufstehen; fruehstueck um 6.00 und nach mittag wird gefastet) und ihre einstellung zum moenchsein, fragen zu meiner person, europa und geschichte und die anschliessende einladung zum eintritt in den orden (meine entschuldigung: it sounds interessing but i can't do this! it's christmas soon and my mother would fly here and drag me back home if i wouldn't come by my own!) haben genauso viel spass gemacht, wie das teilweise lustige englisch.

an einem vormittag bin ich zufaellig an einem physiotherapie zentrum vorbeigekommen, das von einer beligschen ngo gefuehrt wird. im informationscenter haben sie vor allem die minen- und uxo- (blindgaenger muinition)problematik aufgearbeitet. die fuehrung in der einrichtung war interessant, zu sehen mit welchen mitteln hier versucht wird, das ziel einer bestmoeglichen rehabilitation zu erreichen. weil jeder cent zaehlt und die nachfrage nach solchen plaetzen so gross ist, wird versucht so oekonomisch wie nur moeglich zu arbeiten und es stehen deswegen teilweise hilfmittel zur verfuegung, die in oesterreich nur mehr in medizin-museen zu finden sind. das bild darunter zeigt prothesen, mit denen die patienten von zuhause in das zentrum gekommen sind und dann professionelle angefertigt wurden, wohl kein vergleich zu den produkten und der behandlung in europa.

im gelaende von angkor findet man die "orphans and disabled arts association", ein projekt indem den kindern ueber kunsterziehung oder traditionellen tanz und schulbildung der weg in eine bessere zukunft geebnet werden soll. ich habe auch bei einer tanzstunde zuschauen duerfen, den kindern hats gefallen und die lehrerin war von meinem bart recht angetan. alle waren also zufrieden, vor allem ich, denn ich habe die moeglichkeit gehabt und genutzt unzaehlige fotos zu schiessen.
zum thema ngo habe ich gerade einen mehr als kritischen anstoss von meinem computer-nachbarn hier im internet-cafe bekommen oder eher ueber mich ergehen lassen muessen. er hat sich ueber die selbstgefaelligkeit der mitarbeiter ausgelassen, die entstehende abhaengigkeit der betroffenen bevoelkerung angekreidet, so ziemlich alles verteufelt, was in dem zusammenhang stand und ngo's als geldvernichtungsmaschinierien bezeichnet. ich habe mich mit diesem thema nur sehr peripher beschaeftigt, aber selbst versucht oder geplant, bei einem projekt mitzuarbeiten. in einigen punkten wird er auf alle faelle recht haben, aber in einem pauschalurteil alle hilfsprojekte ueber einen kamm zu scheren, finde ich zum kotzen. er ist nachdem ich ihn in einigen punkten widersprochen und auch gemeint habe, dass ich diese thematik zu wenige kenne, um mit ihm jetzt grossartig darueber zu diskutieren, bald aufgestanden und gegangen. ist es also richtig oder besser, einfach nichts zu tun? bei vielem, das ich auf meiner reise erlebt habe, gilt es einfach, kritisch zu sein, aber nichts desto trotz die freude daran zu erhalten. und damit belass ich dieses thema, bin ihn aber fuer diesen anstoss dankbar.
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zum abschluss moechte ich kathi (egger) fuer die aufmunterung danken, die sie mir als antwort auf den post "je kuerzer der post, desto schlechter die nachricht" geschrieben hat: 
hab grad deine schlechten nachrichten gelesen. mach das beste draus ... es hat ja immer einen grund wenn mal was nicht so funktioniert wie man will und vielleicht passiert dir ja so was unerwartet besseres ;)

und so ist es auch, ich haette das neue objektiv (50mm, 1.8) wohl nicht gekauft, waere mein 18-200er noch intakt! fuer angkor und die landschaftsaufnahmen (fixe brennweite) ist es genauso ungeeignet, wie wenn man mit einem schweizermesser zum pistolenduell aufkreuzt. und die anderen touristen und hobbyfotografen haben teilweise wirklich grosse "pistolen" und laecheln mich dann ueberheblich an. aber erstens scheint es einen ziemlichen unterschied zu machen, ob du mit einem riesen objektiv vor einem gesicht eines kindes herumwachelst oder nur so ein niedliches kleines an der kamera drauf hast. zweitens (und das ist der eigentliche grund) ist eine 1.8er blende fuer portraits einfach grossartig. als dritten punkt moechte ich noch hinzufuegen, dass wahrscheinlich viele mit ihren grossen tele-objektiven eigentlich nur einen groesse-komplex kompensieren wollen.







 

zum abschluss kommt noch eine fuer einige weniger gute nachricht. ich bin mittlerweile relativ sicher, dass die karten aus nepal wohl irgendwo auf dem muell liegen, die briefmarken dafuer schoen saeuberlich runtergeloest worden sind. ich hab sie naemlich in meiner naivitaet nicht gleich abstempeln lassen, sondern nach dem aufkleben bei dem schalterbediensteten zum aufgeben liegen gelassen. auch das ist lehrgeld, dass aber kaum finanziellen dafuer umso mehr persoenlichen verlust bedeutet. und dass tut wesentlich mehr weh.

ich sag adios, wir sehen uns in beinahe einer woche wieder und verweise noch auf den vorangegangen post, in dem es endlich mal romantisch wird!